R.C. Sproul

Was ist die unvergebbare Sünde?

Was ist die unvergebbare Sünde?

Diese Frage ist im Laufe der Kirchengeschichte unterschiedlich beantwortet worden. Einige meinten, dass es sich bei der unvergebbaren Sünde um Mord handle, weil das Alte Testament die Todesstrafe für dieses Verbrechen vorsieht. Diese Annahme ist ein Fehlschluss, denn Mord ist keine Gotteslästerung. Wenn wir versuchen, die Natur dieser schweren Sünde zu verstehen, müssen wir mit der Tatsache beginnen, dass sie als Gotteslästerung bezeichnet wird, die immer nur durch Worte geschehen kann. Unter normalen Umständen ist Lästerung etwas, das aus dem Mund kommt. Es geht um das, was wir sagen. Das sehen wir an dem Verb, das Jesus verwendet: Er spricht von jemandem, der gegen den Heiligen Geist spricht. Lästerung ist also nicht ganz allgemein jede sündige Tat und auch nicht die sündige Mordtat im Speziellen, sondern eine Sünde, die mit dem Mund begangen wird.

In der biblischen Ethik wird den Worten, die wir aussprechen, große Bedeutung beigemessen. Das sehen wir bereits daran, dass Christus uns in der ersten Bitte des Vaterunsers auffordert, dafür zu beten, dass der Name Gottes geheiligt werde. Wird Gottes Name nicht mit Ehrfurcht und Respekt behandelt, ist das Blasphemie. Jede Lästerung ist ein schweres Vergehen gegen Gott, und die große Häufigkeit, mit der Menschen heutzutage Gottes Namen missbrauchen, mindert in keiner Weise die Schwere dieser Sünde. In diesem speziellen Fall geht es allerdings um eine bestimmte Art von Gotteslästerung und nicht um Gotteslästerung im Allgemeinen.

Jesus antwortet hier den Pharisäern, die sich ihm durchweg hartnäckig entgegensetzten. Sie hatten große Kenntnis über Gott, das Gesetz Gottes und die Theologie des Alten Testaments. Die Pharisäer hätten eigentlich die ersten sein sollen, die Christus als den Menschensohn und den verheißenen Messias erkannten. Stattdessen waren sie es, die sich ihm am heftigsten widersetzten.

»Jemand begeht die unvergebbare Sünde, wenn er durch die Erleuchtung des Geistes weiß, dass Christus der Sohn Gottes ist, dann aber zur Überzeugung gelangt, Christus sei dämonisch gewesen, und diese ausspricht.«

Gleichzeitig spricht das Neue Testament klar über die tiefe Unwissenheit, die wie ein Schleier über den Augen der Pharisäer liegt. Wir sehen das am Kreuz und anschließend in 1. Korinther. Als Jesus am Kreuz um Vergebung für diejenigen betet, die ihn zu seiner Hinrichtung ausgeliefert hatten, sagt er: »Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!« (Lk 23,34). In 1. Korinther schreibt Paulus über die Weisheit Gottes, »die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt« (1 Kor 2,8).

Die Antwort Jesu scheint eine Warnung an die Pharisäer zu sein, dass sie sich gefährlich nahe an eine Grenze heranwagen, hinter der es keine Hoffnung mehr für sie gibt. Bevor diese Grenze überschritten wird, kann Jesus für sie aufgrund ihrer Unwissenheit um Vergebung bitten, aber jenseits dieser Grenze gibt es keine Vergebung mehr.

Während seines irdischen Lebens war die Herrlichkeit Christi verschleiert. Erst nachdem er vom Heiligen Geist auferweckt wurde, gab er sich durch den Heiligen Geist als Sohn Gottes zu erkennen. Wenn man nun behauptet, Christus hätte seine Werke in der Kraft Satans und nicht durch die Kraft des Heiligen Geistes vollbracht, dann würde man diese Grenze überschreiten.

»Eines der wichtigsten Werke, die der Heilige Geist im Leben eines Christen vollbringt, besteht darin, ihn von der Sünde zu überführen. «

Jemand begeht also die unvergebbare Sünde, wenn er durch die Erleuchtung des Geistes weiß, dass Christus der Sohn Gottes ist, dann aber zur Überzeugung gelangt, Christus sei dämonisch gewesen, und diese ausspricht. Der Hebräerbrief fasst dieses Problem so zusammen:

»Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt hinfort kein Opfer mehr für die Sünden … Eine wie viel härtere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes für unrein hält, durch das er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht?« (Hebr 10,26.29)

Daher gibt es keine Unterscheidung mehr zwischen der Lästerung des Heiligen Geistes und der Lästerung Christi, sobald die betreffende Person weiß, wer Jesus ist.

Eines der wichtigsten Werke, die der Heilige Geist im Leben eines Christen vollbringt, besteht darin, ihn von der Sünde zu überführen. Der Zweck dieses Werkes ist es, uns zur Umkehr zu führen, damit uns vergeben wird und wir wieder Gemeinschaft mit Gott haben können.

Jemandem, der befürchtet, die unvergebbare Sünde begangen zu haben, sage ich oft, dass er wohl nicht darüber beunruhigt wäre, wenn er diese Sünde tatsächlich begangen hätte. Sein Herz wäre bereits so widerspenstig und verhärtet, dass er nicht mehr damit kämpfen und ringen würde. Jemand, der eine solche Sünde begeht, kümmert sich nicht darum. Allein die Tatsache, dass die Person in der Angst lebt, sie könnte Gott vielleicht auf diese Weise beleidigt haben, ist ein klares Zeichen dafür, dass sie sich nicht in einem solchen Zustand befindet.

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