Im Haus trafen unsere Pilger Frau von Weisheit, die Frau des Bibellehrers. Sie lud die Kinder zum Essen ein. Während die Kinder aßen, erklärte Frau von Weisheit: »So wie ihr Essen braucht, damit euer Körper heranwächst, braucht ihr auch guten Unterricht, damit ihr wisst, was dem König wohl gefällt. So wie Babys von der Muttermilch zur festen Nahrung übergehen, könnt auch ihr mehr und mehr von den Worten des Königs verstehen. Eines Tages seid ihr dann so weit, dass ihr nicht mehr so schnell vom Feind ausgetrickst werden könnt.«
»Ich mache mich oft auf den Weg«, erklärte Frau von Weisheit, »um nach Kindern zu suchen, die dem Weg des Königs folgen möchten. Ich bin schon in vielen Städten gewesen und habe Kinder gefragt, ob sie kommen und von mir lernen möchten.«
»Dann muss euer Haus ja immer voll sein«, vermutete Erbarmen. »Ich wünschte, ich hätte dich schon vor Jahren getroffen.«
»Ich bin oft in eurer Stadt gewesen«, antwortete Frau von Weisheit, »und habe auf den Straßen und Marktplätzen gerufen und gefragt: ›Wie lange noch, ihr Einfältigen, liebt ihr die Einfalt?‹ Obwohl einige auf mich hören, gehen viele andere nur an mir vorbei und lachen mich aus. Sie halten sich die Ohren zu und strecken die Zungen heraus. Manche beschimpfen mich sogar und bewerfen mich mit verfaultem Obst.«
»Wie kann das sein?«, fragte Christiane. »Sie können doch eine feine Dame wie dich nicht beschimpfen!«
»Viele hassen meine Belehrung«, erklärte Frau von Weisheit. »Doch es gibt eine andere Frau, auf die sie immer hören. Ihr Name ist Frau Leichtsinn. Sie ist eine Dienerin von Fürst Beelzebub. Ich biete den Kindern echtes Leben und ewige Freude an, aber sie führt sie weg, wie man einen Ochsen zum Schlachter bringt. Ihre Füße steigen nieder zum Tod, ihre Schritte streben dem Totenreich zu.«
»Warum hören sie denn nur auf Frau Leichtsinn?«, wollte Erbarmen wissen.
»Weil sie den König weder fürchten noch respektieren«, antwortete Frau von Weisheit. »Sie wollen tun, was sich gut anfühlt, statt den Weg des Königs zu gehen.«
»Eines Tages ging ich mit einer goldenen Krone in der Hand spazieren«, erzählte Frau von Weisheit. »Ich bot sie den Menschen an, die in ihren Scheunen und auf ihren Feldern arbeiteten. ›Kommt in die himmlische Stadt‹, sagte ich, ›der König hat euch eingeladen. Er hat ein großes Fest für euch vorbereitet und möchte euch zu seinen Erben machen. Ihr könnt für immer in seinem Schloss leben.‹«
»Hat jemand das Angebot angenommen?«, fragte Samuel. »Sie haben mich nicht einmal angesehen«, sagte Frau von Weisheit. »Sie haben einfach weitergearbeitet und auf ihren kleinen Höfen weiter im Dreck gewühlt. Sie sagten: ›Wir haben keine Zeit für deinen König. Wir müssen arbeiten und Geld verdienen!‹«
Dann sagte der Bibellehrer zu den Kindern: »Viele sind so sehr mit den Dingen dieser Welt beschäftigt, dass sie ihren Blick nie auf die himmlischen Dinge richten.«