John Piper

Unsterblich, bis mein Werk getan ist

Unsterblich, bis mein Werk getan ist

Gottes gnädige Vorsehung über Leben und Tod ist ein Fels der Stabilität in den Wirren jeder Generation. Sofern Jesus nicht vorher wiederkommt, werden wir alle sterben, und für diejenigen, die zu ihm gehören, sind der Zeitpunkt und das Ergebnis dieses Todes nicht Zorn, sondern Gnade.

Diese unerschütterliche Zuversicht im Angesicht des Todes hat schon zweitausend Jahre lang christlichen Missionaren Mut und Kraft gegeben. Die Wahrheit von Gottes Vorsehung ist für Tausende von Christi Gesandten der große Stabilisator gewesen. Der Glaube, dass Gott Leben und Tod in seiner Hand hält und seinen Kindern immer gnädig ist, hat ihnen die Freiheit gegeben, den Gefahren auf dem Missionsfeld gegenüberzutreten, und die Kraft, dem Tod zu trotzen.

Der Indien- und Persienmissionar Henry Martyn, der mit nur 31 Jahren am 16. Oktober 1812 starb, schrieb im Januar 1812 Folgendes in sein Tagebuch:

Es sieht ganz so aus, als ob dieses neue Jahr gefährlicher sein wird als alle Jahre bisher. Aber wenn es mir gelingt, das Neue Testament auf Persisch zu vollenden, wird mein Leben danach nicht mehr so wichtig sein. Doch egal, ob ich lebe oder sterbe, möge nur Christus in mir verherrlicht werden! Wenn er noch Arbeit für mich hat, kann ich nicht sterben.

Dies ist oft in der Version: »Ich bin so lange unsterblich, bis das Werk getan ist, das Christus für mich hat« zitiert worden. Dies ist zutiefst wahr, und Martyns unerschütterliche Überzeugung beruht darauf, dass Leben und Tod in den Händen eines allmächtigen Gottes stehen. Die gesamte Sache Christi ist in seinen Händen. Sieben Jahre zuvor, mit 24 Jahren, hatte Martyn geschrieben:

Was wäre das für eine Welt, wenn es keinen Gott gäbe! Wäre Gott nicht der Herrscher des Universums, wie elend wäre ich! Doch freue dich, Erde: Der Herr regiert! Die Sache Christi wird siegen. O, meine Seele, sei glücklich angesichts dieser Gewissheit.

Souveräne Gewehrkugel

Manchmal ist in unserer Arbeit für Christus die größte Herausforderung für unseren Glauben nicht die Frage, wie alles ausgehen wird, ja noch nicht einmal die Möglichkeit unseres eigenen Todes, sondern der Tod von lieben Verwandten. Hier haben Tausende treuer Diener Gottes Halt gefunden in der Gewissheit, dass Gottes gnädige Vorsehung auch für das Leben und den Tod unserer Lieben gilt.

Eines der eindrucksvollsten und bekanntesten Beispiele der letzten zwanzig Jahre war der Abschuss eines Missionsflugzeuges, bei dem eine junge Mutter und ihr Baby ums Leben kamen. Am 20. April 2001 verwechselte ein Pilot der peruanischen Luftwaffe die Maschine mit einem Drogenkurier und eröffnete das Feuer. Die Missionarin Veronica Bowers (35), die hinter dem Piloten Kevin Donaldson saß, hielt ihre sieben Monate alte Tochter Charity auf dem Schoß. Ebenfalls in dem Flugzeug waren Veronicas Ehemann Jim und der sechsjährige Cory. Die Beine des Piloten wurden getroffen. Es gelang ihm, nach einem waghalsigen Sturzflugmanöver die Maschine auf einem Fluss notzuwassern, wo sie, kurz nachdem die Überlebenden sie verlassen hatten, sank. Eine der Kugeln hatte an Jims Kopf vorbei ein Loch in die Windschutzscheibe gerissen. Eine andere Kugel drang durch Veronicas Rücken bis in den Bauch des Babys; beide starben.

Was macht ein junger Ehemann, wenn so etwas passiert? Was glaubt er? Was sagt er? Es gibt viele Christen, die ihm raten würden, hier nicht an die zielgerichtete und gnädige Vorsehung Gottes zu glauben. In einem populären Buch heißt es:

Wenn ein Einzelner einem anderen Menschen Leid zufügt, glaube ich nicht, dass man in diesem Ereignis »Gottes großes Ziel« suchen muss … Ich weiß, dass die Christen oft von »Gottes Absicht« bei einer Tragödie sprechen, die ein anderer verursacht hat … In meinen Augen ist dies aber eine durch die Frömmigkeit völlig verdrehte Denkweise.

Dies würde mit anderen Worten bedeuten, dass Gott keine bestimmte Absicht damit verband, dass Veronica und Charity Bowers starben und Jim und Cory gerettet wurden. Und dass all die Worte bei der Trauerfeier für Veronica und das Baby nur eine »durch die Frömmigkeit völlig verdrehte Denkweise« waren und keine Quelle des Trostes und der Kraft.

Aber hier ist überhaupt nichts verdreht. Was ich Ihnen im Folgenden darlegen werde, ist der Fels der Hoffnung, wenn die Wogen des Leides gegen uns anstürmen. Die Trauerfeier für Veronica und Charity Bowers fand am 29. April 2001 in der Calvary Church in Fruitport (Michigan, USA) statt. Hören wir das Zeugnis des jungen Witwers, der seine Frau und seine Tochter verloren hatte und nun vor den 1 200 Trauergästen sprach, während sein sechsjähriger Sohn Cory in der ersten Reihe saß:

Doch am allermeisten möchte ich meinem Gott danken. Er ist ein allmächtiger Gott; ich erkenne das gerade immer mehr … Konnte dies wirklich Gottes Plan sein für Roni und Charity, Gottes Plan für Cory und mich und unsere ganze Familie? Ich möchte Ihnen und Euch sagen, warum ich das allmählich glaube.

Und er zählte eine lange Reihe von Ereignissen während des Beschusses und danach auf, die kein Zufall sein konnten, und verwies darauf, dass Gott seinen Sohn ans Kreuz geschickt hatte. Hier einige seiner Schlüsselsätze, die nur jemand, der fest an Gottes souveräne Vorsehung für die Seinen glaubt, wirklich verstehen kann. Er sagte unter anderem:

Roni und Charity wurden augenblicklich durch dieselbe Kugel getötet (sollte man diese Kugel einen »Irrläufer« nennen?). Kevin [den Piloten], der direkt vor Charity saß, erreichte sie nicht mehr; sie blieb in Charity stecken. Das nenne ich eine souveräne Kugel.

Er erwähnte, dass er denen, die das Flugzeug beschossen hatten, vergeben hatte. »Wie konnte ich etwas anderes machen, wenn Gott ja auch mir vergeben hat?« Und er fügte hinzu:

Die Menschen, die das taten, waren schlicht Werkzeuge Gottes. Ob Sie es glauben oder nicht, ich glaube es. Sie wurden von Gott gebraucht, um seinen Plan bei dieser Sache auszuführen – ähnlich wie die römischen Soldaten, die Gott gebrauchte, um Christus an das Kreuz zu nageln.

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