Nancy Guthrie

Pfingsten und der lebendige Tempel: Gottes Wohnung in uns

Pfingsten und der lebendige Tempel: Gottes Wohnung in uns

Pfingsten: Gottes Verheißung erfüllt sich

Vor seinem Tod hatte es die Jünger aufgewühlt, als Jesus begann, über sein Abscheiden zu sprechen. Doch Jesus versicherte ihnen, dass es besser für sie ist, dass er geht, denn dann sollte Gottes Gegenwart nicht nur unter ihnen, sondern in ihnen wohnen. Stellen wir uns doch einmal vor, wie es für die Jünger, die ihr ganzes Leben Tempel-zentriert zugebracht hatten, gewesen sein musste, plötzlich gesagt zu bekommen, nicht länger auf das erneute Herabkommen der sichtbaren Gegenwart Gottes auf den Tempel in Jerusalem warten zu müssen. Stattdessen würde Gott auf jeden von ihnen als Einzelperson und auch als Gemeinschaft herabkommen und ihr ganzes Leben lang dortbleiben. Genau das passierte an Pfingsten. Etwa 120 von denen, die ihren Glauben auf Christus gesetzt hatten, waren versammelt, als sie plötzlich den Klang eines brausenden Windes vernahmen. Tatsächlich atmete Gott auf sie herab. Dann sahen sie Feuer, welches sie als Symbol der Gegenwart Gottes erkannten. Doch dieses Feuer ruhte nicht auf einem Busch, einem Berg oder einem Zelt wie in den Tagen Moses oder dem Tempel wie in den Tagen Salomos. Dieses Feuer ruhte auf Menschen. Gott veranschaulichte bildlich die Realität des Herabkommens seiner Gegenwart, um in ihnen Wohnung zu beziehen. Es dämmerte ihnen allmählich, dass sie selbst zu wandelnden, lebendigen Tempeln geworden waren, in denen Gott durch seinen Geist wohnte. Wenn du durch Glauben mit Christus verbunden bist, bist auch du ein solcher Tempel, den Gott durch seinen Geist bewohnt. Petrus schreibt, dass wir als lebendige Steine zu einem geistlichen Haus erbaut werden (vgl. 1 Petr 2,5).

»Auch jetzt baut Gott seinen neuen Tempel, die Gemeinde, nicht mit Sandsteinquadern aus nah-östlichen Steinbrüchen, sondern mit lebendigen Steinen, den Leben gewöhnlicher Gläubiger wie dir und mir.«
Und Paulus schreibt, dass wir zu »einer Wohnung Gottes im Geist« erbaut werden (vgl. Eph 2,19–22). Gott verwirklicht tatsächlich seinen Plan, bei seinem Volk zu wohnen.

Sehnsucht nach dem ewigen Zuhause

Lebendiges Wasser strömt aus dem Tempel, wenn das Evangelium verkündet und angenommen wird und Leben geheilt und wieder hergestellt werden, genauso wie Hesekiel es in seiner Vision vom neuen Tempel sah. Auch jetzt baut Gott seinen neuen Tempel, die Gemeinde, nicht mit Sandsteinquadern aus nah-östlichen Steinbrüchen, sondern mit lebendigen Steinen, den Leben gewöhnlicher Gläubiger wie dir und mir. Sogar jetzt, wo Gott durch seinen Geist in uns wohnt, sehnen wir uns nach dem Tag, an dem wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden: »Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin« (1 Kor 13,12). Manchmal überkommen uns die Einsamkeit und die Erschwernisse dieser Welt und wir wünschen uns, einfach nur heimzugehen. Wir würden den Leib lieber verlassen und beim Herrn zuhause sein (vgl. 2 Kor 5,8). Wir suchen ein Vaterland (vgl. Hebr 11,14). Wir haben das Versprechen gehört: »Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, auf dass auch ihr seid, wo ich bin« (Joh 14,2– 3). Wir sind bereit, mitzukommen. Und doch müssen wir zugeben, dass es Zeiten gibt, zu denen unsere Herzen nicht auf dieses Zuhause gerichtet sind. Manchmal sind wir so an diese Welt gebunden, so gefesselt von ihr, so von ihr eingenommen, dass wir die Verheißung, mit Gott zuhause zu sein, nur mit einem Gähnen quittieren.

»Die Gute Nachricht des Evangeliums ist, dass Gott seiner Absicht treu bleibt, bei uns – seinem Volk – zu wohnen.«

Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen!

Die Gute Nachricht des Evangeliums ist, dass Jesus den wahren Eifer für Gottes Haus gezeigt hat, der uns oft fehlt. Sein Eifer ist unserem geistlichen Konto gutgeschrieben worden. Am Kreuz nahm Jesus die Strafe auf sich, die wir für unseren egoistischen Fokus auf unsere Eigenheime und ihre großzügige Verschönerung verdienen, während unsere Hingabe an seines Vaters Haus oft schal bleibt. Die Gute Nachricht des Evangeliums ist, dass Gott seiner Absicht treu bleibt, bei uns – seinem Volk – zu wohnen, wenngleich unser Wunsch, bei ihm zu sein, oft schwankt oder verblasst. Der Tag kommt, an dem wir eine laute Stimme vom Thron her hören werden, die spricht: »Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein« (Offb 21,3). Endlich werden wir zuhause sein, zusammen sein. Kein Abstand mehr zu Gott, keine Entfremdung mehr von ihm wegen unserer Sünde. Wir werden Gottes Nähe spüren und erkennen wie nie zuvor. Aus dieser Wohnung werden wir keinesfalls hinausgeworfen werden. Wir werden mit dem einen zusammenleben, der uns völlig kennt und innig liebt. Sein Verlangen, bei uns zu wohnen, wird erfüllt und all unser Mangel an Verlangen, bei ihm zu wohnen, wird ausgefüllt sein. Unsere Herzen werden zu seinem aufschließen, und wir werden in seiner Gegenwart vollkommen zuhause sein.

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