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Mit dem Journaling durch die Psalmen die Beziehung zu Gott vertiefen

Mit dem Journaling durch die Psalmen die Beziehung zu Gott vertiefen

Echtheit und Nähe

Machen wir uns nichts vor – wir sind alle Gefühlswesen. Und das ist auch nicht weiter problematisch, schließlich hat Gott uns so geschaffen. In den Psalmen sehen wir, dass Gott unsere Gefühle gebraucht, um uns näher zu ihm zu ziehen und uns geistlich reifen zu lassen. Wir müssen zwar darauf achten, dass Gottes Wort die Autorität hat und nicht unsere Gefühle, aber wir wollen auch nicht, dass unsere Vorsicht in Misstrauen umschlägt und wir unsere Gefühle als Ganzes für unglaubwürdig halten.

»In den Psalmen sehen wir, wie wir zugleich aufrichtig und ehrfürchtig vor Gott sein können«

Die Psalmen sind in dieser Hinsicht eine große Hilfe. Sie zeigen, dass Gefühle Teil unserer Nachfolge sein können, statt sie zu stören. Die Gebete und Loblieder, in denen die Psalmisten ihre Liebe und Sehnsucht nach Gott, aber auch Trauer, Schuld, Verzweiflung, Angst, Glauben und Hoffnung ausdrücken, sind unverstellt und freiheraus. Kein anderes Buch der Bibel stellt die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle so umfassend dar und zeigt, wie diese Empfindungen durch Gebet und Lobpreis geprägt und verändert werden.

In den Psalmen sehen wir, wie wir zugleich aufrichtig und ehrfürchtig vor Gott sein können – wie er möchte, dass wir als seine Kinder vor ihn treten. Eine Möglichkeit, wie wir uns eine solche Echtheit in der Beziehung zu eigen machen können, ist das Journaling durch die Psalmen. Schreibe dir auf, was du beobachtest, wenn du einen Psalm liest. Verändern sich die Gefühle des Schreibers vom Anfang bis zum Ende? Wenn ja, wodurch? Wie wirken sich Gottes Charaktereigenschaften auf das Denken des Psalmisten aus? Wo ist Gott in der Depression? Wie wird Zorn zum Ausdruck gebracht und wie wird damit umgegangen? Was ist Anlass für Freude und Zufriedenheit? Finde zunächst im Gebet heraus, welche deiner eigenen Gefühle du in den Worten des Psalmisten wiederfinden kannst. Versuche dann, die Reaktion des Psalmisten nachzuahmen.

Auf diese Weise kann man jeden Psalm unter drei Aspekten durcharbeiten: Bereite dich vor, Beziehe es auf dich und Bete. Probieren wir es einmal an Psalm 3 aus.

Schritt 1: Bereite dich vor

Lies zunächst den gesamten Psalm, um dir einen Überblick zu verschaffen. Du wirst feststellen, dass Psalm 3 ein Klagelied ist, das David schrieb, als sein Sohn Absalom ihn umbringen wollte. In dem Psalm bemerken wir, dass David sehr verzweifelt war, doch er verließ sich darauf, dass Gott ein mächtiger Beschützer ist. Während wir uns seine Klage vor Augen führen, sehen wir eine Reihe von Gefühlen darin: Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit, Zuversicht, Vertrauen und Frieden. Diese Gefühle erkennen wir in Davids Worten, ihrem Tonfall und anhand der Umstände, über die er schreibt.

Dann überlegen wir, wie Gott uns vorgestellt wird. In Psalm 3 ist er der Gott, der beschützt, zuhört, erhält und rettet. Achte darauf, wie sich Davids Gefühle im Laufe des Psalms verändern, wenn er über Gott und seinen Charakter nachdenkt. Welche Eigenschaften Gottes hängen mit welchen Gefühlen Davids zusammen und wodurch verändern sie sich? In deinem Journal könnte das etwa so aussehen:

  • Aus Hilflosigkeit wird Zuversicht, weil Gott Davids Schreien hört.
  • Aus Verzweiflung wird Frieden, weil Gott sein Beschützer ist.
  • Aus Angst wird Vertrauen, weil Gott versprochen hat, ihn zu retten.
  • Aus Sorge wird Frieden, weil Gott ihn versorgt.

Wenn es darum geht, diese Zusammenhänge herzustellen, gibt es kein Richtig oder Falsch. Alle seine Empfindungen werden beeinflusst, während er über jede der Eigenschaften Gottes nachdenkt und betet. Die Verbindungen, die du entdeckst, in dein Journal zu schreiben, ist eine einfache Möglichkeit, sie konkreter zu machen.

Schritt 2: Beziehe es auf dich

Jetzt kannst du es persönlich machen. Erlebst du ebenfalls einige (oder alle) Gefühle, die du in Psalm 3 gefunden hast? Wenn ja, welche Umstände in deinem Leben haben diese Empfindungen ausgelöst? Bemerkst du in dir weitere Gefühle oder ähnliche wie die, die du aufgeschrieben hast?

Nachdem du dir Gedanken gemacht hast, wie du dich fühlst, nimm dir ein paar Minuten Zeit, um über die Eigenschaften Gottes in Psalm 3 nachzudenken und sie dann, wie David, mit deiner jetzigen Situation zu verbinden. Wie wirkt sich die Tatsache, dass Gott dich beschützt, dir zuhört, dich mit seiner Gnade unterstützt und dir Rettung verspricht, auf deine momentanen Gedanken und Gefühle aus?

Schritt 3: Bete

Der letzte Schritt ist das Gebet. Bete Psalm 3, oder Auszüge daraus, und mach es dann persönlich:

  • Herr, ich fühle mich in diesen Umständen so hilflos, aber ich glaube, dass du meine Hilferufe hörst und dass du mich irgendwie aus dieser Situation retten wirst.
  • Vater, ich kann meine Angst scheinbar einfach nicht überwinden, daher bitte ich dich, mir deine bewahrende Fürsorge so zu zeigen, dass es mein Vertrauen in dich vertieft.
  • Lieber Gott, ich habe Angst, ins Bett zu gehen, weil die Sorgen mich wachhalten. Ich sehe aber, dass du derjenige bist, der mein Leben erhält, und deshalb bitte ich dich um Hilfe, mir das vor Augen zu halten, wenn ich mich heute Abend fürs Bett fertig mache.

Wenn du gerne ein persönliches Bibelstudium wie dieses ausprobieren möchtest, beschränke dich nicht nur auf eine Art von Psalmen. Achte darauf, Lob- und Dankespsalmen, aber auch Klagepsalmen einzubeziehen. Wir haben in Christus eine intime Beziehung zu Gott, und wie in allen solchen Beziehungen entwickelt sich Intimität nur, wenn wir sowohl Hochs als auch Tiefs teilen – jeden Aspekt des gemeinsamen Lebens.

zur Autorin:

Lydia Brownback hat am Westminster Theological Seminary ihren Master of Arts in Religion gemacht. Sie ist Autorin von einigen Büchern, die beim Crossway Verlag erschienen sind. Außerdem schreibt sie Andachten für Frauen und hat eine Leidenschaft für Gottes Wort.