Timothy Keller

Mit Christus bekleidet

Mit Christus bekleidet

In Galater 3,26–37 schreibt Paulus:

»Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen.«

Aber wie bedeutet der Glaube an Christus, dass wir Kinder Gottes werden? Verse 26–27 sagen es uns: Durch den Glauben, dessen äußeres, öffentliches Zeichen die Taufe »auf Christus« ist, haben die Galater »Christus angezogen«. Das Bild des Anziehens bzw. Anlegens ist ein Lieblingsbild des Paulus (vgl. Röm 13, 12; Eph 4, 24; Kol 3, 12). Hier vergleicht er Christus selbst mit einem Gewand. Diese Idee des Bekleidetseins mit Christus beinhaltet vier gewaltige Dinge:

  1. Unsere tiefste Identität liegt in Christus.
    Mit unserer Kleidung zeigen wir den anderen, wer wir sind. Fast jede Art Kleidung ist eigentlich eine Uniform, die zeigt, dass wir uns mit anderen des gleichen Geschlechtes, der gleichen sozialen Schicht oder Nation identifizieren. Wenn wir nun sagen, dass Christus unsere »Kleidung« ist, bedeutet dies, dass unsere tiefste Identität in Christus liegt, und nicht in den anderen Zuordnungen.

  2. Die Enge unserer Beziehung zu Christus.
    Meine Kleider sind mir buchstäblich näher als alles andere, was ich besitze. Sie schützen mich vor Wind und Wetter, und ich nehme sie überallhin mit. Zu sagen, dass Christus mein »Kleid« ist, ist ein Aufruf, mich in jedem Augenblick ganz auf ihn zu verlassen und mir seiner Gegenwart bewusst zu sein. Es geht darum, in meinem Leben die Gegenwart Christi zu praktizieren.

  3. Die Nachahmung Christi.
    Die Gegenwart Christi praktizieren bedeutet, ständig so zu denken und zu handeln, als würden wir ihm gegenüberstehen. Ein ähnliches biblisches Bild ist das »Wandeln vor ihm« (vgl. 1 Mose 17, 1; Ps 56, 14; NGÜ: »Geh deinen Weg mit mir«). Ich zeige Jesus jeden Bereich meines Lebens und verändere diesen so, wie es seinem Willen und Geist entspricht. Es geht darum, Jesu Wesen und Verhalten »anzuziehen«.

  4. Wir sind Gott wohlgefällig.
    Und schließlich wird Kleidung als Schmuck unseres Körpers getragen. Sie bedeckt unsere Nacktheit. Seit dem Sündenfall gibt Gott uns Kleider, um unsere Blöße zu bedecken (vgl. 1 Mose 3, 7.21). Wenn wir sagen, dass Christus unsere Kleidung ist, bedeutet das, dass wir in Gottes Augen aufgrund des Erlösungswerkes Jesu Christi geliebt sind. Wenn Gott uns anschaut, sieht er uns als seine Söhne an, weil er seinen Sohn sieht. Der Herr Jesus hat uns seine Gerechtigkeit und Vollkommenheit zum Anziehen gegeben.

Galater 3, 27 ist mithin ein ebenso kühnes wie umfassendes Bild für ein ganz neues Leben. Es bedeutet, dass wir ständig wie Christus denken und alles, was wir denken, sagen und tun, von seinem Geist und Wesen durchdringen lassen. Dies geht weit über das Halten von Regeln und Geboten hinaus. Es ist viel mehr als bloßer Gehorsam. Es bedeutet, Christus zu lieben, gleichsam in ihm zu baden. Ein Christ braucht nicht zusätzlich das Gesetz des Mose, um von Gott völlig angenommen zu sein. Er ist mit Christus bekleidet.

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