Die Gemeinde: Geschaffen durch Gottes Wort
Eine Überzeugung für uns als Christen, die uns zum Predigen motiviert: Gott baut seine Gemeinde durch sein Wort. Bevor die Gemeinde existieren konnte, musste Gott sprechen. Kein Wort, keine Gemeinde. Wie Gott in 1. Mose 1 alles durch sein Wort erschaffen hat, so hat Gottes Wort die Gemeinde ins Leben gerufen (vgl. 1 Petr 1,23). Das Wort Gottes steht an erster Stelle und dient als Grundstein der Gemeinde. Sie ist die neue Schöpfung Gottes.
Der gleiche Motor
Mit Bezug auf die Aussage Jesu, dass »die Schafe seine Stimme hören« (Joh 10,3), gab Martin Luther die wahrscheinlich einfachste Definition der Gemeinde überhaupt: »Denn es weiß, Gott Lob, ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche sei, nämlich die heiligen Gläubigen und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören«. Es ist die Stimme Jesu, die die Herde aufbaut und leitet. Diese Einsicht führte in der Zeit der Reformation zu einer auffallenden praktischen Veränderung in den Kirchen: Die biblische Predigt wurde immer stärker gewichtet. Die Reformatoren erkannten die zentrale Bedeutung des Wortes Gottes und machten deshalb die Predigt zum Mittelpunkt des regelmäßigen Gottesdienstes und der Kirchenarchitektur: Die Kanzel wurde nun erstmals in den Mittelpunkt des Kirchenraumes gestellt und auffällig gestaltet. Und während wir heute dazu neigen, die führenden Reformatoren als Theologen (und nicht als Prediger) zu betrachten, beanspruchte die biblische Verkündigung den Großteil ihres Dienstes. Das Predigen war der eigentliche Motor der Reformation.
Trost für heute
Darin liegt ein großer Trost – auch für uns heute. Denn wenn wir die vielen erschreckenden Statistiken lesen, die von der Abwanderung aus den Gemeinden oder dem Zerfall der Kirche berichten, ist es leicht, das Vertrauen in die einfache Verkündigung des Wortes Gottes zu verlieren. Es ist verlockend, an anderer Stelle nach dem Wundermittel zu suchen. Die Reformation hat jedoch gezeigt, dass das regelmäßige und klare Predigen von Gottes Wort eine erstaunliche, verändernde Kraft hat. Sie ist der historische Beweis dafür, dass der Niedergang der Kirche vermeidbar ist. Die geistliche Finsternis unserer Zeit kann tatsächlich zurückgedrängt werden. Dasselbe hat auch vor 500 Jahren funktioniert, und zwar durch das Wort Gottes, das nichts von seiner unaufhaltsamen Kraft verloren hat.
