Wir alle kennen diesen Moment, wenn wir an unser Ende kommen. Mit Sicherheit hast du die beruhigende Aussage schon gehört: Gott legt uns nicht mehr auf, als wir tragen können. Und vielleicht hast du dich dann gefragt: Wirklich? Denn das hier fühlt sich nach viel mehr an, als ich tragen kann. Ich bin da ganz bei dir – meiner Erfahrung nach gibt uns Gott oft mehr als uns angenehm ist, sodass wir zu ihm rufen. Diese Krisen, diese Kreuzungen sind ein Aufruf, »dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns« (Apg 17,27).
Zu Gott umzukehren, ist wie ein Tod. Uns wird bewusst, dass wir uns selbst, unserer Seele, unserer Zukunft und unserer Zufriedenheit nicht selbst helfen können. Wir brauchen etwas – jemanden – außerhalb unserer selbst. Wir brauchen unseren Schöpfer, der auch unser Erlöser ist, unseren Retter, unseren Lastenträger.
Gott gab mir im Studium auch mehr, als ich tragen konnte. Es war das erste, aber definitiv nicht das einzige Mal, dass ich mich selbst nicht retten konnte. Vor diesem Moment war ich, wenn es hart wurde und mich die Umstände fertigmachten, in der Lage, mich selbst wieder herauszuholen. Ich war daran gewöhnt, aus einer schlechten Laune oder einer schlechten Phase oder was auch immer herauszukommen. Aber nicht dieses Mal. Die Traurigkeit, die Gott mir gegeben hatte, überwältigte mich. In Gottes Vorsehung griff ich nach meiner Taschenbibel, die ich von zu Hause mitgebracht, aber nie aufgeschlagen hatte. Es fühlte sich an, als wollte mir Gott auf diesen Seiten Heilung und Freiheit anbieten. Aber ich spürte auch tief im Herzen, dass er alles von mir wollte – nicht nur die Sonntagmorgen-Jen, nicht nur die Gehe-mal-zwischendurch-zur-Jugend-Jen, nicht nur die Moralisch-wenn-es-mir-gerade-passt-Jen.
»Du gehörst nicht dir selbst!« Das traf mich. Ich wurde von der Wahrheit wachgerüttelt, dass Gott etwas zu meinem Studium, meinem Sozialleben und meinen Finanzen zu sagen hatte. Weil ich von ihm geschaffen worden war, hatte er das Sagen darüber, mit wem ich ausging, wie ich mein Geld ausgab und welche Karriere ich anstrebte. Zu Partys zu gehen und dort Alkohol zu trinken, kam mir plötzlich komplett falsch vor. Eine Karriere auf Basis des erwarteten Einkommens zu verfolgen, klang jetzt hohl. Christus in mir bewirkte, dass das Streben nach weltlicher Anerkennung und die Bewunderung von Menschen, nach der ich mich zuvor gesehnt hatte, einen ekelhaften Nachgeschmack im Mund hinterließen.
Die Worte an die Korinther sind seitdem ein Lebensvers für mich geworden. Ich gehöre nicht mir selbst. Ich wurde von jemand anderem erschaffen und erlöst. Er schenkt mir den Atem in meinen Lungen. Diese erste Mehr-als-ich-ertragen-kann-Phase, diese Krise, die mich zu Boden warf, war der Moment, in dem Jesus mich gnädig in sich verwurzelte.