Michael Reeves

Drei essentielle Lehren des Evangelikalismus

Drei essentielle Lehren des Evangelikalismus

Der Erfolg der Bezeichnung »evangelikal« im 20. Jahrhundert führte dazu, dass immer mehr Menschen sie für sich in Anspruch nahmen. Das wiederum führte zu einer theologischen Entleerung dieser Bezeichnung. Überall auf der Welt gibt es Menschen, die sich selbst »evangelikal« nennen, ohne an den klassischen evangelikalen Überzeugungen festzuhalten. Hinzu kommt das Problem, dass heute evangelikal zu sein mit ganz bestimmten Gepflogenheiten, politischen Ansichten oder ethnischen Gruppen assoziiert wird.

Mit anderen Worten steht der Evangelikalismus gegenwärtig vor einer Integritätskrise. »Die Evangelikalen« werden sowohl von anderen als auch von sich selbst durch andere Dinge definiert als durch das Evangelium. Um wirklich Menschen des Evangeliums zu werden, müssen wir zu unserem Ausgangspunkt zurückkehren – zu dem Glauben, »der ein für alle Mal den Heiligen anvertraut ist«.

»Evangelikal zu sein heißt per Definition, nicht einer bestimmten Ethnie oder Partei anzugehören, sondern dem Evangelium.«
 Was sollten wir also darunter verstehen, evangelikal, Menschen des Evangeliums, zu sein? Wir können den Begriff nicht einfach anhand dessen definieren, was wir heute im »Evangelikalismus« sehen. Um den Evangelikalismus richtig zu verstehen und zu definieren, müssen wir tun, was Evangelikale seit jeher getan haben: Wir müssen den Begriff an seine Wortherkunft aus dem »evangel« zurückführen. Der Evangelikalismus wird durch das »evangel« definiert (euangelion ist das griechische Wort für »gute Nachricht«). Evangelikale sind »Evangeliums-Menschen« oder »Menschen des Evangeliums«. Manche von ihnen mögen den Begriff »evangelikal« vielleicht nicht, andere hingegen verwenden diese Bezeichnung, ohne selbst Menschen des Evangeliums zu sein. Doch den Begriff auf eine andere Weise zu definieren, ist eine Verzerrung der eigentlichen Bedeutung des Wortes »evangelikal«. Evangelikal zu sein heißt per Definition, nicht einer bestimmten Ethnie oder Partei anzugehören, sondern dem Evangelium.

»Wo Menschen dem Evangelium verpflichtet sind, werden wir etwas von himmlischer Schönheit und Fruchtbarkeit sehen.«
 Der Evangelikalismus muss also theologisch definiert werden. Evangelikal zu sein bedeutet, nicht aus kulturellen oder politischen, sondern aus theologischen und biblischen Überzeugungen heraus zu handeln. Gegenstand des Evangelikalismus ist das Evangelium, das durch die Schrift offenbart ist. Er ist ein Bekenntnis zur Guten Nachricht von Jesus Christus, die wir in der Bibel finden. Er ist der Kern des klassischen Christentums. Das bedeutet, dass Menschen, die vom Evangelium durchdrungen sind, evangelikal sind – unabhängig davon, ob sie diese Bezeichnung benutzen oder nicht. Es bedeutet jedoch auch, dass jemand, der sich selbst als »Evangelikaler« identifiziert oder von den Medien so bezeichnet wird, aber nicht gemäß dem Evangelium lebt, nicht evangelikal ist. Das bedeutet nicht, dass der Evangelikalismus substanzlos oder verschwommen wäre, sondern vielmehr, dass die Bezeichnung nicht mehr korrekt verwendet wird.

Der wahre Evangelikalismus hat eine klare Theologie, in deren Zentrum drei essentielle Lehren verankert sind, aus denen sich alles Weitere ergibt:

  1. Die Offenbarung durch den Vater in der Bibel
  2. Die Erlösung durch den Sohn im Evangelium
  3. Die Wiedergeburt durch den Geist in unseren Herzen

Wir können diese drei Elemente als »Inhaltsverzeichnis« für den Evangelikalismus verstehen. »Evangelikalismus« wird ein fadenscheiniges, verschwommenes Relikt bleiben, solange er auf einem anderen Fundament als diesem apostolischen Evangelium fußt. Wo Menschen jedoch diesem Evangelium verpflichtet sind, werden wir etwas von himmlischer Schönheit und Fruchtbarkeit sehen: eine aufrichtige Einheit im (sowie ein gemeinsames Streben für den) Glauben, der ein für alle Mal den Heiligen anvertraut ist.

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