Dane Ortlund

Der Gott der Umkehrungen

Der Gott der Umkehrungen

Die Kernaussage von Psalm 107 wird im letzten Vers zusammengefasst: „Wer ist weise und behält dies? Der wird merken, wie viel Wohltaten der Herr erweist“ (V. 43). Der Psalm führt zu dieser Schlussfolgerung, denn der gesamte Psalm ist eine Aufzählung konkreter Beispiele für die unerschütterliche Liebe des Herrn – zu denen, die in der Einöde umherirren (V. 4–9), zu denen, die in der Finsternis sitzen (V. 10–16), zu denen, die wegen ihrer eigenen sündigen Torheit leiden (V. 17–22), und zu denen, die in einen Sturm geraten (V. 23–32). Wir sollen „merken, wie viel Wohltaten der HERR erweist“ (V. 43). Das hebräische Verb „merken“ bedeutet hier „verstehen“, „erkennen“, „wahrnehmen“. Es geht darum, dass wir, wenn wir Gottes Geschichte der Rettung seines Volkes betrachten, in diesen Rettungen die unerschütterliche Liebe, die beständige Barmherzigkeit des Herrn sehen sollen. Der Psalmist hilft uns in den Versen 33–42 zu verstehen, wie diese unerschütterliche Liebe des Herrn funktioniert. Denk darüber nach, was hier berichtet wird: Der Autor sagt, dass der Herr sein Volk durch Umkehrungen rettet. Es ist das ausgedörrte Land, das zu einer Wasserquelle wird. Es sind die Hungernden, die eine Stadt gründen. Es sind die Bedürftigen, die aufgerichtet werden.

»Das Evangelium ist die ultimative Umkehrung: Der Sündlose hat die Verdammnis erlitten, damit die Sünder nicht verdammt werden.«
Diese Umkehrungen sind nicht die Ausnahme. Sie sind die Art und Weise, wie Gott gern wirkt. Er nimmt die Hohen und erniedrigt sie; er nimmt die Niedrigen und erhöht sie. Er offenbart seine Stärke durch Schwäche. Am aller deutlichsten offenbart er seine rettende Herrlichkeit durch ein verfluchtes Kreuz. Das Evangelium ist die ultimative Umkehrung: Der Sündlose hat die Verdammnis erlitten, damit die Sünder nicht verdammt werden. Jeder, der sich durch Gottes Gnade demütigen kann, um das Werk Christi als unverdientes Geschenk anzunehmen, wird Vergebung und Verherrlichung erfahren und den neuen Himmel und die neue Erde genießen. Aber der einzige Weg dorthin ist, sich zu erniedrigen. Die Hochmütigen, die glauben, sie hätten den Himmel verdient, verdienen ihn nicht.

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